Klein&Kunst

KLein & Kunst 6.10.2000


Machen Sie auch Kinder?

Der doppelte Familienname ist gleichzeitig Programm und Zauberspruch. Gerhard Swoboda, am 5. Oktober im Aera zu Gast, begibt sich ganz bewußt auf die Gratwanderung zwischen zirzensischem Klamauk, artistischer Perfektion und kabarettistischer Performance. Was bleibt ist ein Überaus positiver Eindruck aller drei Genres, und dennoch die Frage "Was will er eigentlich wirklich?"
Gleich am Anfang des Programms zieht Swoboda unsichtbare Fäden zwischen ihm und dem Publikum, um es gleich darauf mit Spielkarten zu bewerfen, es mit einem - ähnlich wie bei den Fernsehkästchen - bereits vorbereiteten Schnurtrick zu erheitern und auf seine Seite zu ziehen. natürlich arbeitet auch Swoboda mit Publikumsassistenten, verblüfft diese genauso wie die Umhersitzenden mit exzellenter Fingerfertigkeit, perfekter Mikromagie und einem "urgsundn Schmäh". Genial wird Swoboda spätestens dann, wenn er Tricks zu erklären beginnt, jeder im Publikum das Gefühl bekommt, jetzt hab ich's durchschaut und er in der gleichen Sekunde durch eine einzige Handbewegung wieder alles ad absurdum führt.
Viel lieber, so will er uns auf alle Fälle Glauben machen, wäre er ja Ballettänzerin geworden, aber seine Eltern haben es ihm nicht erlaubt. Auch seine Karriere als BH-Opener im Moulin Rouge für 5.000.- Schilling im Monat war bald zu Ende, hat er doch auf die Dauer das Geld nicht wirklich aufbringen Können. So tingelt er halt in Kleinkunstlokalen herum und muß sich so ab und an die Frage stellen lassen "Machen Sie auch Kinder", was so viel heißt wie ob er auch für Kinder zaubern Würde. Ja, tut er. Und zwar mit großer Begeisterung, "denn die Kinder schreien sofort, wenn ich ein schwarzes Tuch herausnehme und behaupte es sei ein Grünes. Den Erwachsenen ist das scheinbar egal. Oder sie merken es wirklich nicht."
Wie man eigentlich Zauberer wird, tanzt er uns vor, der Swoboda, und bemerkt, daß "es nicht nur in der Oper solche Wahnsinnsszenen gibt." Kartentricks a La Las Vegas, Münztricks, Bechertricks, Seiltricks sind quasi die Pflicht in seinem Programm, seine gespielten Hoppalas, der Schmäh und die Gabe, auf jede Verblüffung noch eine draufzusetzen, sind die Kür. Höchstnote 6,0 also nicht nur für Performance, sondern auch für das Gitarrensolo a La Jimi Hendrix. wspaper-Akrobatik. wiz

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