Augustin Nr. 72 März 2001

Sein Fachgebiet ist die Manipulation
Tarnen und täuschen
Als Meister
der Manipulation verzaubert Gerhard Swoboda Karten, Münzen, Kugeln
und sein
Puplikum.
Der letzte Zipfel des roten Seidentuchs verschwindet in der Faust.
Die Zauberformel, “Swoboda-Swoboda” - und zum Vorschein kommt? Ein
Ei! Das Tuch hat sich in Luft aufgelöst. “Wollen Sie wissen, wie
das geht? , ködert der Magier die staunende Menge.
Das bleibt aber unter uns. Versprochen?
“Schauen Sie”, verrät er mit der mitleidigen Miene des Wissenden.
“Das Ei war schon vorher da, ist hohl und hat hier ein Loch. Ganz
einfach.”
Erleichterndes Aufatmen. Jedoch, das Aha-Erlebnis währt nicht lange.
Ein weiteres “Swoboda-Swobda” und der Inhalt des vermutlich hohlen
Eis tropft in eine Schale. Das Tuch? Atment Gerhard Swoboda duch
die Nase wieder aus. Unglaublich! Nein, die unglaublichsten Kunststücke,
so sagt er jedenfalls, lässt er diesmal ausfallen. “Hat keinen Sinn,
die glaubt mir sowiso keiner!”
Den ersten Kontakt mit der Zauberei hatte Gerhard Swoboda als Sechzehnjähriger
bei einer Party.
“Da war so ein cooler Typ, der nicht nur Spielkarten, sondern auch
die anwesenden Mädchen verzauberte. Das wollte ich auch können!”
Schon damals hat ihn die “magische Wanze” gebissen. Was im Zauber-Jargon
heißt, man ist der Zauberei verfallen. Nicht dass Gerhard Swoboda
nichts gelernt hätte. Doch der Abschluss einer Hotelfachschule konnte
ihm nicht das bieten, wonach auf der Suche war. Gefunden hat er
“es” in der Magie.
Die Antwort ist naheliegend und grenzt keineswegs an Zauberei. Anerkennung!
“Ist, geliebt zu werden, letztendlich nicht bei jedem die Motivation
für sein tun?”
Die Anerkennung hat sich Gerhard Swoboda hart erarbeitet. Sein Fachgebiet,
die Manipulation, gilt als Königsdisziplin der Magie. “Colse up”
- also ohne Sicherheitsabstand operiert er mit Karten, Münzen und
Bällen. Dabei verzichtet Swoboda auf aufwendige Hilfsmittel und
verblüfft alleine durch seine Fingerfertigkeit.
Heute ist der Zauberkünstler fast ein bisschen eifersüchtig auf
die sich bietenden Möglichkeiten. Als er vor 30Jahren in die Zauberei
eintauchte mangelte es nicht nur an Literatur. Die Perlenreihe war
seinerzeit das einzige Handbuch für Greenhorns. Unermüdlicher Ehrgeiz
und später Lehrmeister wie der Japaner Haruo Shimada oder der mittlerweile
verstorbene Fred Kaps haben Swoboda in die Meisterklasse erhoben.
Letzterer gab ihm einen wichtigen Lehrsatz mit auf den Weg: “Es
gibt keine sch lechten
Tricks, nur schlechte Zauberer.”
Die anfänglichen Mühen haben sich gelohnt. 1990 konnte Gerhard Swoboda
den Staatsmeistetitel
für sich verbuchen. Im Jahr darauf gewann er bei einer internationalen
Konkurenz in Holland den “International Award”. Als Mitglied des
Magischen Klub Wien verzaubert der Wiener seither in vier Sprachen.
Rückblikend betrachtet er die Entwicklung, abgesehen von seinem
persönlichen Erfolg, auch mit einem weinenden Auge: “Niemals hätte
früher ein Zauberer einen Trick verraten”, klagt er über das nicht
mehr vorhandene Berufsethos. “Heute geht man in ein Geschäft und
kauft sich einen”, verrät er nicht ohne Wehmut. Ein weiterer Wermutstropfen,
mit dem er zu leben gelernt hat, wo immer er hinkommt, wird er bestürmt.
“Geh, zeig uns was.” Nur manchmal, wenn er gerade wirklich keinen
Bock hat, entgegnet er: “Ein Fleischer hat auch nicht immer eine
Leberkässemmel einstecken!”
In seinem aktuellen Programm “Swoboda-Swoboda” befasst sich Gerhard
Swoboda auf kabaretistische Weise mit seiner Leidenschaft. Die Magie
der Show ist fest verwurzelt mit seiner Person. Behutsam spannt
er unsichtbare Fäden zwischen Bühne und Publikum. Ohne doppelten
Boden zieht er es in seinen Bann. Er versucht, Zauberei zu tanzen,
erklärt Magie:”Weiße Magie dient dem guten Zweck. Die Schwarze bedient
das Gegenteil - vielleicht sind so die ersten Politiker entstanden.”
Charakteristisch ist Gerhards Lachen, denn das tut er viel und gerne
auch über sich und sein Fach: “Eigentlich bin ich ja nur ein Schauspieler,
der vorgibt zaubern zu können. In anderen Worten - eine lachhafte
Figur!”
Wen oder was er verschwinden lassen würde, hätte er wirklich übersinnliche
Kräft? “Würde ich jetzt sagen, Haider oder die Regierung, hieße
das, mich auf deren Stufe zu stellen. Jeder hat seine Daseinsberechtigung.
Es ist besser, die Leute auf nette Art zu entlarven. Eines aber,
was ich machen würde: Ausgleich schaffen zwischen zu wenig und zu
viel.”
TEXT; FOTO: Mario Lang
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